Hamburg. Uni-Präsident Dieter Lenzen spricht im Podcast mit Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider über alte Männer und die US-Wahlen.

Wie kann es sein, dass ausgerechnet die Vereinigten Staaten von Amerika als nächsten Präsidenten nur zwei ziemlich alte (und weiße) Männer anzubieten haben? Darf man das überhaupt fragen oder ist das schon diskriminierend? Darüber sprechen Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, und Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg, in der neuen Folge ihres gemeinsamen Podcasts „Wie jetzt?“

„Wenn ich Joe Biden sehe, tut er mir fast leid, und ich frage mich, wie er es überhaupt körperlich schaffen will, vier Jahre lang Präsident des wichtigsten Landes der Welt zu sein“, sagt Haider. „In Deutschland wäre es undenkbar, wenn sich zwei Männer Mitte/Ende 70 um die Kanzlerschaft bewerben würden. Die hätten doch keine Chance.“ Das sieht Lenzen anders: „Bewerber in der Nähe dieses Lebensalters hat es ja auch bei uns gegeben. Und man sollte den US-Präsidenten eher mit den deutschen Bundespräsidenten vergleichen, und die waren in der Regel älter als die Kanzler.“

Ist eine Altersgrenze für Politiker diskriminierend?

Von einer Altersgrenze für Politiker hält der Uni-Präsident gar nichts, das wäre wirklich (alters)diskriminierend. Und außerdem habe sich das Thema Altersgrenzen ins Gegenteil verkehrt: Früher sei es ein sozialer Fortschritt gewesen, dass Menschen nicht bis zu ihrem Lebensende arbeiten mussten und in den Ruhestand gehen durften.

„Jetzt heißt es plötzlich: Darf jemand überhaupt so lange arbeiten? Müssen wir die Personen vor sich selbst und andere vor ihnen schützen?“, sagt Lenzen. Das müsse man differenziert betrachten: „Wenn es um körperliche Arbeit geht, ist es etwas anders, als wenn es um die intellektuelle Leistungsfähigkeit oder um Erfahrung geht.“

Zurück zur Wahl in den USA – wie geht sie aus?

„Ich haben bis zu seiner Corona-Erkrankung befürchtet, dass Trumps Strategie aus Lügen und Attacken ein weiteres Mal aufgehen könnte“, sagt Lars Haider. „Wir müssen uns, um diese Frage zu beantworten, sicherlich über den Bildungsstand der durchschnittlichen amerikanischen Bevölkerung unterhalten“, so Lenzen. Die Schulzeit in den USA sei sehr viel kürzer als in Deutschland, auswendig gelerntes Wissen spiele eine große Rolle bei Leistungsbeurteilungen.

„Das Durchdringen und Hinterfragen eines Sachverhalts steht in den USA nicht unbedingt an erster Stelle.“ Soll heißen: Ein Schüler kann zwar die Namen der amerikanischen Präsidenten aufzählen, aber nicht ihre Politik bewerten. Davon profitiere unter anderem Donald Trump, bei dem selbst eine „Form von Senilität und Ungebildetsein“ vorliege. Das komplette Gespräch hören Sie unter www.abendblatt.de/podcast.